Telemedizinische psychiatrische Versorgung nach Entlassung

Projektträger

Das Projekt "Telemedizinische psychiatrische Versorgung nach Entlassung – Neue Therapieoptionen in der regionalen psychiatrischen Versorgung im Landkreis Emsland" wird von der Gesundheitsregion Emsland in Kooperation mit den Niels-Stensen-Kliniken, St. Vinzenz-Hospital Haselünne, mit der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) und dem Living-Lab Wohnen und Pflege in der Science to Business GmbH - Hochschule Osnabrück durchgeführt.

Finanzierung

Die Finanzierung erfolgt im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Gesundheitsregionen, also zu einem Teil durch das Land Niedersachsen und dessen Kooperationspartner, aber auch durch einen Eigenanteil des Landkreises Emsland. Die Gesamtfördersumme beträgt 45.624,20 Euro.

Laufzeit

01.07.2018 – 31.12.2019

Handlungsebene

Das Projekt findet im Landkreis Emsland statt.

Handlungsfeld

Das Projekt befasst sich mit dem Einsatz telemonitorischer Technologie, um depressiv erkrankte Patient*innen nach Entlassung aus der stationären Behandlung, lückenlos im Alltag weiter durch die am Krankenhaus angebundene Psychiatrische Institutsambulanz zu betreuen. Im Landkreis Emsland, eine ländliche Region, stellt sich die psychiatrische Versorgung angespannt dar. Die ambulant tätigen Fachärzt*innen für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, konzentrieren sich an den drei größeren Städten (Lingen, Meppen, Papenburg). Die Entfernungen sind für viele Patient*innen groß. In den Randgebieten haben die Patient*innen einen Anfahrtsweg von über 20 Minuten zum/zur nächstgelegenen Facharzt*in. Ein Krankenhaus mit der Fachabteilung Psychiatrie und Psychotherapie sowie eine PIA gibt es nur am Standort Haselünne. Die Anfahrtswege sind hier deutlich länger (ca. 50 Minuten). Belegt werden diese Annahmen durch den Versorgungsatlas Landkreis Emsland:
www.emsland.de
Zudem sind die Wartezeiten bei Fachärzt*innen, in der Psychiatrischen Institutsambulanz und auch bei Psychologischen Psychotherapeut*innen sehr lang (teilweise sechs Monate und länger). Die stationäre Behandlung psychisch Erkrankter im Landkreis Emsland erfolgt in der psychiatrischen Abteilung des St. Vinzenz-Hospitals Haselünne. Nach einer stationären oder teilstationären Behandlung in Haselünne ist der Übergang zur nachfolgenden ambulanten Versorgung aufgrund der beschriebenen Versorgungssituation in vielen Fällen problematisch. Brüche in der Behandlung gefährden aber Therapieeffekte und die Kontinuität der psychiatrischen Versorgung. Auch die durchschnittliche stationäre Verweildauer bei Patient*innen wird immer kürzer, was seit Jahren zu steigenden Wiederaufnahmeraten führt. Gleichzeitig besteht laut einer aktuellen Studie (Chung DT, Ryan CJ, Hadzi-Pavlovic D et al., Psychiatry 2017, 74: 694-702) bei psychiatrischen Patient*innen bis zu drei Monate nach der Entlassung eine besonders hohe Suizidvulnerabilität. Ein nahtloser Übergang von der stationären zur ambulanten Versorgung sowie eine nach Entlassung engmaschige Betreuung der Patient*innen sind daher unabdingbar.

Ziele

Durch den Einsatz von telemonitorischer Technik kann die ambulante psychiatrische Versorgung ergänzt werden. Vorrangiges Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Versorgung von depressiv erkrankten Patient*innen durch die Sicherstellung einer direkten Anschlussversorgung nach stationärer Behandlung. Eine Behandlungskontinuität wird gewährleistet. Therapieabbrüche sollen reduziert und der Therapieerfolg aus der stationären Behandlung gesichert werden. Wartezeiten in die reguläre ambulante psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung können überbrückt werden. Insgesamt soll das Entlassungsmanagement optimiert werden. Im Umgang mit der Erkrankung Depression werden die Patient*innen im häuslichen Umfeld gestärkt und befähigt auf ihre Erkrankung einzugehen. Durch die direkte Kommunikation mit der PIA wird eine Motivierung und Aktivierung von Ressourcen erreicht. Die Behandlungszufriedenheit bei Patient*innen und Angehörigen wird verbessert. Durch eine tägliche Eingabe von Daten und das Erfassen der Befindlichkeit wird die eigene Gesundheitsfürsorge des Patient*innen gesteigert. So wird eine präventive Wirkung erzielt und das Empowerment der Personen erhöht. Die Überwachung der Daten der Patient*innen und ggf. Benachrichtigung bei Überschreiten bestimmter Grenzwerte können Krisensituationen durch Früherkennung vorbeugen und möglicherweise Suizidraten senken. Insgesamt können durch die verbesserte Versorgung Rückfälle und stationäre Aufnahmen nach dem Drehtürprinzip vermieden werden. Es soll eine nachhaltige Entlastung des Systems erreicht werden. Das Projekt dient zudem der Vernetzung des stationären und ambulanten Sektors in der psychiatrischen Versorgung sowie der multiprofessionellen Zusammenarbeit.

Kurzbeschreibung

Eine umfassende psychiatrische Versorgung der Menschen im Landkreis Emsland zu gewährleisten, stellt eine große Herausforderung dar. Diagnostizierte psychische Erkrankungen nehmen zu und erfordern neue Versorgungskonzepte. Eine besonders häufige Erkrankung aus diesem Bereich ist die Depression. Hier setzt das Projekt an. Ziel ist es, depressiv erkrankte Patient*innen nach ihrer Entlassung aus der stationären Behandlung lückenlos im Alltag weiter zu betreuen. Dies soll durch den Einsatz telemonitorischer Technologie und eine am Krankenhaus angebundene Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) geschehen. Die Patient*innen erhalten nach der stationären Behandlung ein Gesundheitstablet, das über eine digitale Plattform mit der PIA verbunden ist. Darüber halten sie Kontakt zum Arzt und übermitteln Gesundheitsdaten zur Befindlichkeit, Medikamenteneinnahme oder zu ihrer Tagesstruktur. Die Verbindung hilft ihnen, im Alltag besser mit der Krankheit umzugehen und sich vor einem Rückfall zu schützen. Auf diese Weise werden sie aktiv in den Heilungsprozess einbezogen, wodurch auch ihre Eigenverantwortlichkeit gestärkt wird.

Zielgruppe

Die Hauptzielgruppe sind depressiv erkrankte Personen, die sich zuvor in stationärer Behandlung befanden. Als weitere Zielgruppe sind die behandelnden Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen, Physician Assistant, der Sozialdienst und Psycholog*innen des St. Vinzenz- Hospitals und der PIA zu benennen.

Maßnahmen zur Erreichung der Zielgruppe

Der Zugang findet über das teilnehmende Krankenhaus statt.

Kooperationspartner*innen

Niels-Stensen-Kliniken, St. Vinzenz-Hospital Haselünne, mit der Psychiatrischen Institutsambulanz, Landkreis Emsland, Fachbereich Gesundheit und Pflege, Living-Lab Wohnen und Pflege in der Science to Business GmbH - Hochschule Osnabrück

Evaluation/Effekte

Eine Evaluation findet durch eine Befragung der teilnehmenden Projektpartner und der teilnehmenden Patient*innen statt.

Schwierigkeiten/Risiken

Technische Störungen überlagern die erkennbaren zielführenden Ansätze des Projektes. Trotzdem sehen die Projektbeteiligen ein erhebliches Potenzial in dem Projekt, so dass eine zukünftige Fortführung angestrebt wird. Die noch weitgehend unentdeckten Potentiale von Selfcareansätzen durch technisches Coaching wurden sichtbar, so dass vergleichbare Projekte durchaus befürwortet werden.

Nachhaltigkeit

Aufgrund technischer Probleme konnte das Projekt noch nicht verstetigt werden.

Übertragbarkeit

Eine Übertragung auf andere Regionen und auch auf andere Erkrankungsbilder ist möglich und kann mithilfe des Projektes strukturiert werden.

Weitere Informationen

www.emsland.de

Kontakt

Landkreis Emsland
Fachbereich Soziales
Julia Thole
E-Mail: julia.thole2@emsland.de
Tel.: 05931 44 2194