Prinzenrolle

Projektträger

Der Verein ambet e.V. führt das Projekt durch und erhält die Förderung.

Finanzierung

Die Aktion Mensch und weitere private Förderer finanzieren das Projekt. Die Fördersumme beträgt 50.000 €.

Laufzeit

01.08.2020 – 01.09.2021

Handlungsebene

Im Mittelpunkt steht die Region Braunschweig.

Handlungsfeld

Es ist der Wunsch psychisch kranker Menschen, ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben, außerhalb beschützender Betreuungsangebote zu führen und mehr am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Aufgrund ihrer psychischen Einschränkung ist es ihnen oft nicht möglich, eigenständig am öffentlichen Leben aktiv teilzuhaben. Aus dieser Erfahrung heraus ist die Idee entstanden, ein künstlerisches Projekt zu initiieren, in dem die Teilnehmer*innen ihre kreativen Ressourcen entdecken und weiterentwickeln sowie ihre Talente ausleben können. Je nach ihrem Interesse und ihren Fähigkeiten können sie den künstlerischen Prozess mitgestalten. Ziel ist es, vielen Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung die Möglichkeit zu geben, ihre künstlerischen Fähigkeiten in die Theaterarbeit einzubringen, um so in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Auftritte in der Öffentlichkeit bauen Barrieren und Hemmungen ab und erschließen einem großen Personenkreis die kreativen und darstellerischen Fähigkeiten der Gruppe.

Ziele

Bei dem inklusiven Theaterprojekt soll vielen Psychiatrie-Erfahrenen die Möglichkeiten gegeben werden, außerhalb von Betreuungszusammenhängen, ihre kreativen Ressourcen zu entdecken und weiterzuentwickeln sowie in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, um so aktiv am Leben teilzuhaben. Darüber hinaus eröffnet das Projekt den Teilnehmer*innen neue Handlungs- und Erlebnisräume, in denen sie ihre sozialen Verhaltensweisen reflektieren und die eigene Persönlichkeit entfalten können. Sie erwerben Kompetenzen, die ihre Wahrnehmung, das Körpergefühl und ihre Kommunikation fördern. Die Interaktion in der Gruppe stärkt das "Wir-Gefühl", die Akteure übernehmen Verantwortung für den künstlerischen Prozess. Diese Erfahrungen steigern ihr Selbstwertgefühl und wirken sich nachhaltig auf ihr Alltagsleben aus.

Kurzbeschreibung

Das romantische Ballett „Giselle“ fasziniert die Menschen noch heute und inspirierte das Integrative Theaterensemble in ihrem neuen Bühnen-Programm „Verrückt nach dir“. Die Teilnehmer*innen setzen sich mit der Historie und der Figur „Giselle“ auseinander die ihrem Liebeskummer mit ihrem exzessivem Tanz Ausdruck verleiht. Zur Unterstützung des Ensembles werden Braunschweiger Bürger*innen mit dem Namen Gisela gesucht, die den historischen Stoff mit dem Liebesleid heutiger Giselas im Zeitalter moderner Medien interaktiv verbinden werden. Im Fokus des Projektes steht die aktive Mitarbeit der Akteur*innen bei der Vorbereitung und Umsetzung der Inszenierung. Der Dialog zwischen den Akteur*innen mit den Bürger*innen auf und hinter der Bühne erweitert den jeweiligen Erfahrungshorizont und eröffnet allen Akteur*innen Handlungs- und Gestaltungsspielräume sich in die verschiedenen Phasen der Projektentwicklung einzubringen, von der Vorbereitung der einzelnen Rollen bis hin zum Bühnenauftritt. Die Proben finden in angemieteten Probenräumen und außerhalb der Probenräume statt. Das regelmäßige Training findet pandemiebedingt über die sozialen Medien statt. Es gab einen Auftritt in der Magnikirche, weitere Aufführungen gab es aufgrund der Corona-Einschränkungen noch nicht. Ansonsten finden die Aufführungen in öffentlichen Räumen der Stadt Braunschweig statt und bei Kulturfestivals, Jubiläen, Stadtteilfesten sowie diversen anderen Veranstaltungen, zu denen das Theaterprojekt eingeladen wird. Zu jedem Bühnenprogramm gibt es eine mehrtägige Veranstaltung, die selber ausgerichtet wird, diese findet in der Regel in der Magnikirche oder im Theater LOT Braunschweig statt.

Zielgruppe

Das Projekt richtet sich an erwachsene Menschen, mit und ohne Psychiatrie-Erfahrung, unabhängig, ob sie vom Verein ambet oder anderen Einrichtungen betreut werden.

Maßnahmen zur Erreichung der Zielgruppe

Die Einrichtungen werden über das Projekt informiert und die Bezugsbetreuer*innen als Mentor*innen gewonnen, um im direkten Austausch Menschen mit Beeinträchtigung darüber zu informieren. Psychisch erkrankte Menschen haben oftmals ein geringes Selbstwertgefühl und fühlen sich unsicher in sozialen Kontexten, von daher ist die unmittelbare Ansprache sehr wichtig, um sie zu motivieren, an Projekten wie diesem, teilzunehmen. Darüber hinaus wird das Projekt in allen sozialen Netzwerken der verschiedenen psychosozialen Gremien vorgestellt und in lokalen Medien, wie Zeitung, Radiosender und über Plakate und Flyer bekanntgemacht.

Kooperationspartner*innen

Das Projekt wird von Angehörigen der Selbsthilfegruppe psychisch erkrankter Menschen in Braunschweig in allen Bereichen und auch vom Verein der Weg e. V., der für die Gruppe bereits Requisiten angefertigt hat, unterstützt.

Evaluation/Effekte

Eine Evaluation findet in Form einer Selbstevaluation statt. Diese Form hat sich in den Jahren bewährt. Der regelmäßige Kontakt und Austausch zwischen der Gruppenleitung und den Akteur*innen, die Vor- und Nachbereitung bei den Proben und insbesondere bei den Aufführungen, sind ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Somit kann im unmittelbaren Kontakt sofort ermittelt werden, ob Maßnahmen geändert werden müssen, Umsteuerungsprozesse erforderlich sind und um Störungen und Konflikte, die die Gruppe negativ beeinflussen könnten, sofort beheben zu können. An dem Projekt nehmen mittlerweile über 15 Personen teil, über die Hälfte der Teilnehmer*innen sind Menschen mit Beeinträchtigung. Die meisten Akteur*innen sind sind von Anfang an dabei. Es ist uns gelungen, eine Gruppe aufzubauen, die offen für neue Teilnehmer*innen ist und sich flexibel den verschieden Bedingungen anpassen kann.

Schwierigkeiten/Risiken

Die Gruppenleiter*innen tragen das Risiko, dass Teilnehmer*innen, auch kurz vor den Aufführungen, aus dem Projekt aussteigen. Dies ist für alle eine große Herausforderung mit der die Leitung sowie auch die Akteur*innen, umgehen müssen. Es gibt keine Vereinbarungen, weshalb dies immer ein Risiko ist, auf das flexibel reagiert werden muss. Darüber hinaus ist jedes Projekt auf eine Finanzierung angewiesen, die immer neu beantragt werden muss, ohne dabei eine Verbindlichkeit und Sicherheit zu haben. Die Gruppenleitung steht vor der großen Herausforderung, den Teilnehmer*innen eine gewisse Struktur, Kontinuität und Sicherheit zu geben, die wichtig ist, damit sich die Teilnehmer*innen, auf den gemeinsamen künstlerischen Prozess einlassen. Andererseits ist immer unklar, wie es weitergeht und ob das Projekt weiter bewilligt wird oder nicht.

Nachhaltigkeit

Ergebnisse die das Projekt erzielt hat:
Die Gruppe hat 5 Theaterproduktionen umsetzen können. Die AMBETgroup besteht nun mittlerweile seit über 5 Jahren. Insgesamt haben ca. 40 Personen an dem Projekt teilgenommen und auf und hinter der Bühne den kreativen Prozess mitgestaltet und entwickelt. Zahlreiche Auftritte auf den verschiedenen Spielorten, in der Stadthalle, in der Magnikirche, im LOT Theater, in der Dornse oder auf der Skaterbahn und in Hannover, hat das Projekt die Bühnen erobert. Aufführungsorte wie die Magnikirche und die Skaterbahn gehören mittlerweile fest in das Spielprogramm und jedes Jahr kommen neue Aufführungsmöglichkeiten dazu. Es kommen immer neue Anfragen, das Stück zu präsentieren, was sicher mit der Öffentlichkeitsarbeit zu tun hat. Die Stücke werden in allen sozialen Medien, regionalen Zeitungen und Radiosendern, über Plakate und Flyer, die in der ganzen Stadt ausgehängt werden, und insbesondere über unsere persönlichen Kontakte zu den verschiedenen sozialen und kulturellen Einrichtungen beworben.

Übertragbarkeit

Das Projekt ist auch in andere Regionen übertragbar. Dazu braucht es einen Verein, der von der Idee überzeugt ist und seine Möglichkeiten nutzt, das Projekt zu finanzieren und bekannt zu machen. Darüber hinaus ist es hilfreich, ein Netzwerk aus sozialen und kulturellen Einrichtungen aufzubauen, um Unterstützende und Sponsoren zu gewinnen. Dies ist notwendig, um das Projekt bekannt zu machen und einer großen Öffentlichkeit präsentieren zu können. Der Bedarf Psychiatrie-Erfahrener sich kreativ auszuprobieren und an Projekten wie diesen teilzunehmen, ist nach unserer Erfahrung groß. Es gibt zu wenig Angebote, in denen sich die beeinträchtigten Teilnehmer*innen angesprochen fühlen und sich trauen, sich zu beteiligen. Um viele Psychiatrie-Erfahrene für das Projekt zu gewinnen, müssen Mentor*innen gewonnen werden, die das Angebot im direkten Kontakt vermitteln können. Darüber hinaus sollte das Projekt auf einen längeren Zeitraum von mindestens einem Jahr angelegt sein, um genügend Raum zu haben, alles auf den Weg zu bringen und die Teilnehmer*innen gut auf die gemeinsame künstlerische Arbeit vorzubereiten. Es ist wichtig, eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in denen sich die Teilnehmer*innen angenommen fühlen und auch bereit sind, sich zu öffnen und auszuprobieren. Eine Balance zwischen Forderung und Überforderung muss geschaffen werden, um Menschen für das Projekt zu begeistern. Unsere größte Herausforderung ist es, jedes Jahr eine sichere Finanzierung für das geplante Vorhaben zu bekommen.

Weitere Informationen

Öffentlichkeitsarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit, die notwendig ist, um das Projekt bekannt zu machen, um neue Teilnehmer*innen zu gewinnen und Zuschauer*innen, Unterstützende und Sponsoren auf Veranstaltungen aufmerksam zu machen.

Kontakt

Ulrike Stein
Organisatorin des Projektes
Verein ambet