Kidstime-Workshop

Projektträger

Kidstime Deutschland e. V.
Am Emel 5
27412 Wilstedt

Finanzierung

Je Standort ca. 15.000¬ p. a., es bestehen derzeit unterschiedliche Finanzierungsmodelle. Zumeist erfolgt die Finanzierung durch die örtlichen Jugendämter, in Einzelfällen über die Bildungsbehörde, über Mittel der Krankenkassen oder spendenfinanziert (Ko-Finanzierung oder vollumfänglich).
Eine Regelfinanzierung ist angestrebt.

Laufzeit

jeweils 01.01. – 31.12. (fortlaufend)

Handlungsebene

"Das Projekt wird jeweils kommunal angeboten, bei allerdings bundesweiten Standorten. Aktuell bestehen 17 Standorte mit Schwerpunkt in Bremen und Niedersachsen. Eine Übersicht findet sich auf www.kidstime-netzwerk.de
Der Start in Rotenburg war 2015, zunächst als alleiniger Standort. Als nächstes kam Zwickau und ein weiterer Rotenburger Standort sowie Hemmoor hinzu, das müsste 2017/2018 gewesen sein. Seither hat es eine hohe Dynamik mit aktuell 17 Standorten, in diesem Jahr kommen voraussichtlich Osterholz-Scharmbeck und Oldenburg (Niedersachsen), Schleswig (Schleswig-Holstein) sowie München, Berlin und hoffentlich Lörrach, Rostock und Jena hinzu – das hängt im Wesentlichen jeweils an der Projektfinanzierung. Aktuell bemühen wir uns um Präventionsmittel der GKV und um Bundesmittel.
In Niedersachsen gibt es aktuell die Standorte: Rotenburg (2x), Bremervörde, Hemmoor, Zeven, Hagen bei Bremerhaven und Walsrode.
Geplant sind in Niedersachsen: Oldenburg, Walstedde und Osterholz-Scharmbeck."

Handlungsfeld

Kinder psychisch erkrankter Eltern, als eine besonders vulnerable Hochrisikogruppe, werden im Projekt fokussiert – unter Einbezug der Eltern sowie ggf. weiterer Familienmitglieder und Unterstützer*innen im Rahmen von Multifamilienarbeit. Ziel ist die resilienzfödernde Verbesserung von Kommunikation zu psychischer Erkrankung in den Familien und zwischen den Familien unter der Prämisse von drei Kernbedürfnissen der Kinder / Jugendlichen:
a) eine hilfreiche, altersentsprechende Erklärung
b) stabile Beziehungsangebote erwachsener Bezugspersonen (nicht in Therapeut*innenrolle)
c) Zugang zu einer Peer-Gruppe mit Gleichaltrigen in ähnlicher Situation ("ich bin nicht alleine")

Ziele

- Resilienzsteigerung für die Familien - insbesondere die Kinder
- Verbesserung von Information und gemeinsamer Kommunikation zu psychischer Erkrankung sowie zu verfügbaren Hilfeangeboten
- Wege aus schambesetzten Rückzug und Isolation: Vernetzung der Familien
- Adressieren der Kernbedürfnisse der Kinder:
a) eine hilfreiche, altersentsprechende Erklärung
b) stabile Beziehungsangebote erwachsener Bezugspersonen (nicht in Therapeut*innenrolle)
c) Zugang zu einer Peer-Gruppe mit Gleichaltrigen in ähnlicher Situation ("ich bin nicht alleine")

Überprüfung erfolgt durch regelmäßige Eigenevaluation (Fragebögen jeweils im Anschluss von allen Teilnehmenden ausgefüllt), externe begleitende Hochschularbeiten (Bachelor-/ Masterarbeiten), umfassende externe Evaluation ist beantragt.N19

Kurzbeschreibung

Einmal im Monat treffen sich je Standort zumeist 6-12 Familien mit mindestens einem psychisch erkrankten Elternteil zu einem dreistündigen "social event" bei niedrigschwelligem Zugang (Teilnahme freiwillig und ohne auf die Familie bezogene Kostenübernahme oder Überweisung durch Dritte). Moderiert durch zumeist vier ausgebildete Kidstime-Familie-Worker erfolgt:
a) ein gemeinsamer spielerischer, positive und sichere Atmosphäre gestaltender Auftakt
b) ein Seminar mit Informationen zu psychischer Erkrankung - oft anknüpfend an Fragen der letzten Veranstaltung
c) eine getrennte Elterngruppe und Kinder-/Jugendlichengruppe. Die Kinder-/ Jugendlichen stehen mit ihren Bedürfnissen in beiden Gruppen im Mittelpunkt und erstellen im Rahmen eines Kreativangebotes jeweils einen Kurzfilm zu selbstgewählten Themen, meist mit Bezug zu den Seminarinhalten.
d) gemeinsame Mahlzeit (Pizza)
e) Bericht der Teilgruppen aneinander, Anschauen des Films, gemeinsame Reflexion, Diskussion
f) Feedback/ Abschluss

Zielgruppe

Kinder und Jugendliche von 5-18 Jahren und ihre gesamten Familien (inklusive jüngerer Geschwister, Großeltern, ggf. weitere Verwandten und Akteur*innen im Helfersystem) – Multifamilienansatz, der mehrere Personen und das Helfersystem adressiert, dabei aber jeweils die Kinder in den Familien fokussiert.

Kidstime bietet eine feste und wiederkehrende, Sicherheit gebende Struktur. Die Inhalte (Auswahl der Diskussions- und Filmthemen, aufgeworfene Fragen, Schwerpunkte im jeweiligen Jahresverlauf) werden im Wesentlichen von den teilnehmenden Familien – insbesondere Kindern / Jugendlichen – selbst bestimmt. Das Kidstime-Team steht als Ansprechpartner und Moderator (sowie im Bedarfsfall für Fragen des Kindeswohls) sowie mit dem Angebot fachlicher Expertise zur Vefügung - dabei "aus Augenhöhe" und möglichst unter Verzicht von aus anderen klinischen und therapeutischen Zusammenhängen oftmals gewohnten (und von Familien nicht selten mit Skepsis erwarteten) hierarchischen Rollen. Eigene Themenwünsche sollen von Familien eingebracht werden und werden bevorzugt berücksichtigt. Die Auswertung per Fragebogen fokussiert den nutzen von Kidstime aus Sicht der teilnehmenden Familien.

Maßnahmen zur Erreichung der Zielgruppe

Familien können sich eigeninitiativ an das Kidstime-Team wenden. Ein großer Teil der Familien kommt auf diesem Weg als Selbstmelder zu dem Projekt. Durch die Projektfinanzierung entstehen keine Kosten für die Familien. Außer einem der gegenseitigen Information dienendem Vorgespräch, ist kein Hilfeplan- oder Antragsverfahren erforderlich. Auch werden – mit der seltenen Ausnahme von Kindeswohlgefährdungen – keine Berichte an Ämter o. ä. über die Familien angefertigt. Informationen über das Angebot werden über Jugend- und Gesundheitsämter, über Mund-zu-Mund-Propaganda, über Kliniken und niedergelassene Ärzt*innen und Therapeut*innen sowie über Schulen und KiTas zugänglich gemacht. Die Kontaktaufnahme erfolgt meist über die Familien selbst, mitunter auf Anregung von oder gemeinsam mit den genannten Institutionen.

Kooperationspartner*innen

Eine schriftliche Kooperation liegt mit der Ourtimefoundation (London) vor, die Lizenzgeberin und Entwicklerin des Kidstime-Modells ist: ourtime.org.uk
Weitere Kooperationen bestehen in Form gemeinsamer Trägerschaft mit Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe (insbesondere Heilpädagogische Heime, Rotenburg (Wümme) und Kliniken (z. B. Heidekreis-Klinikum, Walsrode und Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg (Wümme)). Darüber hinaus mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Multifamilentherapie (MFT-BAG), dem Norddeutschen Institut für Multifamilientherapie und Systemische Beratung (NIMS), Netz und Boden e. V. und im Rahmen von Evaluationen mit der Universität Oldenburg und der SRH Hochschule Heidelberg. Unterstützungen erfährt das Projekt darüber hinaus durch die Robert-Enke-Stiftung und die Kroschke-Kinderstiftung.

Evaluation/Effekte

Der regelmäßig eingesetzte Fragebogen (auf Anfrage erhältlich) dokumentiert in allen Altersgruppen zu je 90-98% positive Rückmeldungen hinsichtlich der Akzeptanz und der subjektiven Sinnhaftigkeit der Teilnahme bei den Teilnehmenden. Konkrete Lerneffekte zu psychischer Erkrankung sowie verbesserte intrafamiliäre Kommunikation zu mit der Erkrankung assoziierten Themen, werden oft berichtet. Auch kritische Rückmeldungen (vereinzelt z. B. differenziertere Angebote für verschiedene Altersgruppen, erkrankungsspezifische Fragen) werden auf diesem Weg erfasst und für die jeweiligen Folgeveranstaltungen berücksichtigt. Eine häufige und stabile Rückmeldung bezieht sich auf die als angenehm und vertrauensvoll erlebte Atmosphäre und das Erleben eigener Kompetenz und gegenseitiger Unterstützung im Austausch mit anderen Familien und dort jeweils ähnlichen Themen. Weitergehende Wünsche wurden z. B. in Form eines mehrtägigen Intensivwochenendes mit Übernachtung in Jugendherberge oder in Form von Sommerfesten und Grillevents realisiert.

Schwierigkeiten/Risiken

Hauptschwierigkeit ist – wie bei vielen ähnlichen Projekten – die Gewährleistung einer zuverlässigen Finanzierung. Wenngleich Kidstime an einzelnen Satndorten bereits seit mehr als 6 Jahren eine kontinuierliche kommunale Unterstützung erfährt und bisher jedes Kidstime-Angebot seine einmal begonnene Arbeit fortführen konnte, so besteht noch keine Regelfinanzierung und das Einwerben der erforderlichen Mittel ist eine stetige Herausforderung.
Soweit Risiken bestehen (seltene Fälle mit Relevanz für Kindeswohlfragen, Umgang mit akuten Krisen) – so lassen sich diese in den bisherigen Erfahrungen durch gute Kooperation mit den Netzwerkpartner*innen und Hilfesystemen vor Ort in der Regel gut lösen. Eine Herausforderung besteht in der wachsenden Anzahl der Angebote hinsichtlich interner Kommunikation und Kooperation - diese erfolgt durch die seit 2019 bestehende Vereinsstruktur.

Nachhaltigkeit

Im Jahr 2015 nahm Kidstime die Arbeit ausgehend vom Standort Rotenburg (Wümme) aus, im Folgejahr wurde die Abeit mit dem Niedersächsischen Gesundheitspreis ausgezeichnet. Aktuell bestehen 17 Standorte in mehreren Budesländern, im laufenden Jahr 2021 kommen mutmaßlich trotz aktuell erschwerter Covid-19-Bedingungen 4-6 weitere Standorte hinzu (u. a. in Berlin, München und Schleswig). Familien berichten von subjektiv erhöhter Stabilität und weniger Isolationserleben, die vorhandenen Evaluationen weisen in ähnliche Richtungen. Soweit Anpassungen des Projektes vorgenommen wurden, so jeweils vor dem Hintergrund, unterschiedlicher regionaler Gegebenheiten. Besondere Erfolge wurden zuletzt durch Vernetzungen erreicht, so im September 2020 im Rahmen des 1. internationalen Fachtags (virtuell durchgeführt) mit Beiträgen verschiedener deutscher Standorte sowie von kidstime-Projekten in London und Barcelona.

Übertragbarkeit

Das Projekt ist vergleichsweise leicht in andere Regionen übertragbar. Voraussetzung ist die Finanzierung und ein aus ca. 6 Personen bestehendes multiprofessionelles Team, das neben einer örtlichen Vernetzung für die Umsetzung der eigentlichen Kidstime-Arbeit erforderliche persönliche und fachliche Voraussetzungen mitbringt. Klinische Kenntnisse, Erfahrungen in kreativer Gruppenarbeit / Theaterpädagogik, sowie Ausbildungen in systemicher Therapie / Beratung sowie möglichst Multifamilienarbeit sollten in jedem Team vorhanden sein, ergänzt durch eine derzeit 2-tägige Kidstime-Schulung und die Bereitschaft im Kidstime-Netzwerk bzgl. Evaluation und Projektweiterentwicklung mitzuwirken. Hilfreich ist die örtliche Vernetzung mit einem Arbeitskre+T4+T14

Weitere Informationen

www.kidstime-netzwerk.de
ourtime.org.uk
bag-mft.de
evangelische-termine.de

Diverse Veröffentlichungen auf Nachfrage, beispielhaft:
bag-kipe.de
www.thalia.de

Kontakt

Kidstime Deutschland e. V.